Nach dem schrecklichen Massaker der Hamas am 7.10. 2023 verspürte ich eine Leere und Sprachlosigkeit, die ich kaum beschreiben kann. Angesichts der Folgen und der weiteren Entwicklungen habe ich mich, sals Ehrenvorsitzender des Städtischen Musikvereins, entschlossen Stellung zu beziehen u.a. weil ich auch der Auffassung bin, dass gerade kulturelle Einrichtungen sich mit einem Aufschrei gegen den Verlust der Menschlichkeit in unserer Gesellschaft stellen müssen. In meinen beiden Beiträgen vom 13.10. und vom 9.11. wollte ich diese meine Haltung deutlich machen. Mittlerweile erfuhr ich viele positive Rückmeldungen die mich glauben lassen, dass der initiierte Weg der einzige ist um untereinander eine kleine Kerze der Versöhnung und des Willens zur Versöhnung leuchten zu lassen. Mit meinem Beitrag vom 24.11.2023 will ich mich, bei aller Ratlosigkeit, mindestens mit Lösungsvorschlägen beteiligen.
Manfred Hill - Ehrenvorsitzender-
am 24.11.2023 - 13.00 Uhr
Beitrag vom 13.10.2023:
"Ihr habt nun Traurigkeit…“
Der bestialische Überfall der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf völlig unschuldige Menschen in Israel hat mir nun einige Tage die Sprache geraubt.
Auch musste ich darüber nachdenken, ob ich mich als Ehrenvorsitzender des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf hierzu überhaupt äußern und positionieren darf. Schreibe ich hier im Namen der Mitglieder unseres Vereins, verletze ich mit meinem Statement Gefühle von andersdenkenden Mitgliedern des Vereins? Ist mein Statement politisch? Kann und darf sich ein kultureller Verein politisch äußern und positionieren?
Angesichts der unglaublichen Vorgänge in Israel und der ebenso unglaublichen Reaktionen in der arabischen Welt brauchte ich nur Minuten um zu der Überzeugung zu gelangen, dass gerade die kulturelle Welt, die sich doch eigentlich als Hort von Menschlichkeit versteht, zu einem Aufschrei des Entsetzens kommen muss.
Meine Sprachlosigkeit war von den entsetzlichen Vorgängen und deren Entmenschlichung beherrscht. Meine Sprachlosigkeit wurde durch die in der arabischen Welt zur Schau gestellten Freude über bestialische Morde an Kindern, an Menschen, befördert. Meine Trauer konzentriert sich zunächst auf die israelischen Opfer, aber dann auch sofort auf die zwangsläufig entstehenden palästinensischen Opfer im Gaza-Streifen, die von den Hamas-Schergen für ihre Bilder benutzt werden.
Der Titel meines Artikels stellt die Traurigkeit in den Vordergrund, die nach meiner Auffassung noch von der Ausweglosigkeit übertroffen wird. Tausende Jahre leidet das jüdische Volk unter Verfolgung, unser Volk ist für das singuläre Menschheitsverbrechen, die Shoah, verantwortlich. Somit muss unser Volk auf ewig in der ersten Reihe der Verteidiger des jüdischen Volkes stehen. Menschlichkeit muss die treibende Kraft unseres Tuns bleiben. Dies trifft auch auf alle Appelle an Israel für eine menschlich basierte Vorgehensweise zur Rettung ihrer Geiseln ein.
Alle Parteien im mehr als hundertjährigem Prozess der Entstehung eines jüdischen Staates haben unendliche Fehler gemacht. Alle Regierungen in Israel und in allen beteiligten arabischen Staaten haben unendliche Fehler gemacht. Alle Fehler sind vielleicht irgendwo begründet und dann vielleicht auch verständlich. Die von der Hamas zum Ziel erklärte Vernichtung Israels entbehrt jeder Menschlichkeit, zerstört jeden Versöhnungsansatz und kann nur kompromisslos bekämpft werden.
Alle Menschen, die sich jetzt diese Welttragödie ansehen müssen erkennen, dass nur über Versöhnung Möglichkeiten des Zusammenlebens vorstellbar sind. Krieg erzeugt Krieg, Hass gebiert Hass.
Meine Überschrift stammt aus der Luther-Bibel und eröffnet im kompletten Text ein wenig Hoffnung:
Auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Joh. 16/22
Wir sollten uns mit allen Religionsgemeinschaften zu dem Ziel vereinigen, dass alle in ihren Texten wie Koran und Bibel vorantragen: Friede den Menschen auf Erden!
Manfred Hill – Ehrenvorsitzender-
am 13. Oktober 2023
Beitrag vom 9. 11. 2023:
Pogromgedenken unter dem Eindruck des Hamas-Terrors
Am 13.10.2023 habe ich mich als Ehrenvorsitzender des Städtischen Musikvereins, nach einigen Tagen ohnmächtigen Schweigens ob des bestialischen Terrors der Hamas gegen israelische Menschen, geäußert und auch deutlich gemacht, dass gerade kulturell ausgerichtete Einrichtungen unbedingt Stellung beziehen müssen.
Der heutige 9. November ist unverzichtbarer Gedenktag zum Pogrom der Nazis im Jahre 1938. Dieses Datum ist aber auch ein Schicksalsdatum für Israel wie für Deutschland. Viele Gedenkveranstaltungen fanden in Deutschland und auch in Düsseldorf statt und alle waren überschattet von dem grässlichen Überfall der Hamas.
Unsere Gesellschaft müsste sich in breiter Front schützend vor jede jüdische Mitbürgerin und jeden jüdischen Mitbürger in unserem Land stellen und mit einem Aufschrei denen entgegentreten, die unverhohlene Freude über das entmenschlichte Vorgehen der Hamas am 7.10. zum Ausdruck bringen.
In diesem Fall darf es im menschlichen Zusammensein kein „ja – aber“ wie „Der Staat Israel macht doch auch…“ oder ähnliches geben. Jede Kritik am politischen Verhalten des Staates Israel ist erlaubt und sicher auch wünschenswert und notwendig. Jede Relativierung des Massakers in Israel durch die Hamas ist jedoch in tiefster Weise unmenschlich und zu verurteilen.
Es hat in den letzten Jahren viele Beispiele gegeben, in denen wir als Volk Hilfsbereitschaft und Empathie entwickelten, wie dies nur wenigen Volksgemeinschaften in der Welt gelungen ist. Auch die Übernahme der Verantwortung für die Shoah und die sich in den vielen letzten Jahren entwickelte Aufklärungs- und Gedenkkultur sind sicherlich ziemlich einzigartig und müssen immer fortgeführt werden.
Unter diesen positiven Hintergründen, über die ich für unser Vaterland sehr glücklich bin, entwickeln sich trotzdem bei uns und in unserem Volk antisemitische Strömungen, die in höchstem Maße abscheulich sind und denen in besonderer und eindrücklicher Weise entgegengetreten werden muss.
Nur der Zusammenschluss aller Religionsgemeinschaften kann die Welt retten. Irland war hierfür ein wunderbares Beispiel. Jeder Mensch ist gleich, es gibt keine Rassen, jeder Mensch sollte mit jedem Menschen auf Augenhöhe sein, jeder Glaube ist zu akzeptieren, Toleranz und Achtung vor jedem Leben ist die Rettung. Kein Gott, kein Allah, kein Buddha, kein Brahma, Vishnu oder Shiva und kein sonstiger Religionsführer gebietet sich gegenseitig Gewalt anzutun.
Der Ruf „Tötet die Ungläubigen“ muss eliminiert werden und gehört in die Verbannung. Hass tötet Menschen und gebiert Kriege, seit tausenden von Jahren.
Lasst uns zu menschlichem Miteinander zurückfinden. Lasst uns offener werden für eine bunte Welt, lasst uns nicht den Hass befördern sondern ein offenes Miteinander praktizieren. 99 % aller Menschen haben ganz sicher ein friedvolles Zusammenleben in ihrer persönlichen DNA.
Lasst uns diese Kraft wecken, mit allem was wir haben.
Manfred Hill – Ehrenvorsitzender-
am 9. November 2023
Beitrag vom 24.11.2023:
Sind Lösungen nach dem Hamas-Terror möglich?
In meiner Eigenschaft als Ehrenvorsitzender des Musikvereins habe ich in Beiträgen vom 13.10. 2023 und vom 9.11.2023 versucht, aus meiner Sicht, dem Israelischen Volk anlässlich des Hamas-Massakers vom 7.10.2023 argumentativ beizustehen.
Im Mittelpunkt meiner Argumentation stand die, nach meiner Auffassung, unbedingt sofort erforderliche Rückkehr zur Menschlichkeit sowohl bei den sich gegenüberstehenden Akteuren als auch bei deren politischen Führungsgruppierungen.
Mein Leben lang war ich Pragmatiker und habe immer nach Lösungen gesucht. Auch hier will ich mich, trotz der uns alle ergreifenden Ratlosigkeit, nicht verstecken und für mich denkbare Lösungsmöglichkeiten niederschreiben. Israel, das Volk der Palästinenser, die Arabische Welt und die Weltgemeinschaft müssen auf friedlichem Wege der Rückkehr zur Menschlichkeit einvernehmlich, wie auch immer, organisieren, um in der Region ein friedvolles Miteinander zu schaffen und der Welt ein Beispiel zu geben. Hierzu würde ich folgenden 8 Punkte-Plan vorschlagen:
- Die Hamas stellt alle Kampfhandlungen unverzüglich ein.
- Die Hamas lässt alle Geisel frei.
- Die Hamas erkennt das Existenzrecht Israels bedingungslos an.
- Die Hamas ermöglicht eine freie Wahl im Palästinensischem Staat und legt alle ihre staatsähnlichen Ämter nieder.
- Israel stellt alle Kampfhandlungen unverzüglich ein.
- Israel garantiert dem Palästinensischem Volk die selbst bestimmte Selbstverwaltung.
- Israel garantiert, mit Hilfe der willigen Staaten in der Welt, den Aufbau des zerstörten Gaza-Streifens und garantiert, dass dort keine territorialen Veränderungen und keine Siedler-Politik stattfinden.
- Israel baut die Siedlungen im Westjordanland zurück und überlässt dieses dem Palästinensischen Volk als Basis für eine anzustrebende Zwei-Staaten Lösung.
Für einen solchen Plan, der sicher als undurchführbar bezeichnet wird, werden viele offene Entscheiderinnen und Entscheider benötigt. Trotz der verfahrenen Situation ist aber auch am Horizont ein Wille zu einem friedlichen Miteinander in Israels arabischem Umfeld zu erkennen. Egal wie weit dieser Horizont entfernt ist.
Maß aller Dinge muss die Rückkehr zu menschlichem Denken und Handeln sein. Dies wäre von mir aus dieser Region genauso zu wünschen, wie den armen Menschen in der Ukraine, die von einem gewissenlosen Diktator und Despoten in ihrem Leben bedroht werden.
Manfred Hill – Ehrenvorsitzender-
am 24.11.2023 – 22.00 Uhr