Es war eine der ersten prominenten Einladungen der Amtszeit von David Shallon, die an einen der größten zeitgenössischen Komponisten des 20sten Jahrhunderts ging: Krzysztof Penderecki dirigierte im Februar 1988 sein 2. Cellokonzert (mit Boris Pergamenschikow) sowie das Te Deum. Beide Werke stammen aus dem Anfang der 80er Jahre und waren somit signifikant für den zweiten, eher tonalen Kompositionsstil des großen polnischen Musikers. Der Chor des Städtischen Musikvereins war seinerzeit ein -wie die Presse schrieb- …“kongenialer Partner in der Realisation derartiger Werke, die etwas abseits vom landläufigen Repertoire eines noch so engagierten Laienchores“ stehen. Nicht nur die Kompositionen an sich, sondern die Tatsache, dass Krzysztof Penderecki höchst selber zur Leitung der Konzerte gewonnen werden konnte, war ein Merkmal der damaligen Zeit, und zwar sowohl für den Chor als auch für unser Orchester. Eine der ersten Volumes unseres Schallarchivs (Nr. 3) zeugt von den Aufführungen, übrigens zusammen mit dem 3 Jahre zuvor entstandenen Mitschnitt des Denissow-Requiems unter Bernhard Klee.
Die tiefe Verwurzelung des Komponisten im christlichen Glauben führte viele Jahre später dazu, im Zusammenhang mit dem anstehenden 200sten Jubiläumsjahr des Musikvereins 2020 nachzufragen, ob sich Krzysztof Penderecki vorstellen könne, ein Oratorium „Christus“ zu schreiben. Den Gedanken, hiermit eine Verbindung zu den Oratorien „Paulus“ und „Elias“ des ehemaligen Düsseldorfer Musikdirektors Felix Mendelssohn Bartholdy zu schaffen, fand Penderecki nach Auskunft seines deutschen Verlages „sehr interessant!“. Leider ließ sich diese reizvolle Idee aus Zeitgründen nicht realisieren.
Es bleibt also für den Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf die Erinnerung an eine aufregende und künstlerisch wie menschlich erfolgreiche und harmonische Begegnung mit einem der ganz außergewöhnlichen und prägnanten Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit.
Krzysztof Penderecki ist am 29. März 2020 im Alter von 86 Jahren in Krakau gestorben.
Wir werden Krzysztof Penderecki ein ehrendes und dankbares Gedenken wahren.
Düsseldorf, 30.03.2020
Manfred Hill
Beitragsbild: Krzysztof Penderecki am Pult des chinesischen Symphonieorchester. Foto: dpa/Diego Azubel