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„Ihr habt nun Traurigkeit …“

„Ihr habt nun Traurigkeit…“

Der bestialische Überfall der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf völlig unschuldige Menschen in Israel hat mir nun einige Tage die Sprache geraubt.

Auch musste ich darüber nachdenken, ob ich mich als Ehrenvorsitzender des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf hierzu überhaupt äußern und positionieren darf. Schreibe ich hier im Namen der Mitglieder unseres Vereins, verletze ich mit meinem Statement Gefühle von andersdenkenden Mitgliedern des Vereins? Ist mein Statement politisch? Kann und darf sich ein kultureller Verein politisch äußern und positionieren?

Angesichts der unglaublichen Vorgänge in Israel und der ebenso unglaublichen Reaktionen in der arabischen Welt brauchte ich nur Minuten um zu der Überzeugung zu gelangen, dass gerade die kulturelle Welt, die sich doch eigentlich als Hort von Menschlichkeit versteht, zu einem Aufschrei des Entsetzens kommen muss.

Meine Sprachlosigkeit war von den entsetzlichen Vorgängen und deren Entmenschlichung beherrscht. Meine Sprachlosigkeit wurde durch die in der arabischen Welt zur Schau gestellten Freude über bestialische Morde an Kindern, an Menschen, befördert. Meine Trauer konzentriert sich zunächst auf die israelischen Opfer, aber dann auch sofort auf die zwangsläufig entstehenden palästinensischen Opfer im Gaza-Streifen, die von den Hamas-Schergen für ihre Bilder benutzt werden.

Der Titel meines Artikels stellt die Traurigkeit in den Vordergrund, die nach meiner Auffassung noch von der Ausweglosigkeit übertroffen wird. Tausende Jahre leidet das jüdische Volk unter Verfolgung, unser Volk ist für das singuläre Menschheitsverbrechen, die Shoah, verantwortlich. Somit muss unser Volk auf ewig in der ersten Reihe der Verteidiger des jüdischen Volkes stehen. Menschlichkeit muss die treibende Kraft unseres Tuns bleiben. Dies trifft auch auf alle Appelle an Israel für eine menschlich basierte Vorgehensweise zur Rettung ihrer Geiseln ein.

Alle Parteien im mehr als hundertjährigem Prozess der Entstehung eines jüdischen Staates haben unendliche Fehler gemacht. Alle Regierungen in Israel und in allen beteiligten arabischen Staaten haben unendliche Fehler gemacht. Alle Fehler sind vielleicht irgendwo begründet und dann vielleicht auch verständlich. Die von der Hamas zum Ziel erklärte Vernichtung Israels entbehrt jeder Menschlichkeit, zerstört jeden Versöhnungsansatz und kann nur kompromisslos bekämpft werden.

Alle Menschen, die sich jetzt diese Welttragödie ansehen müssen erkennen, dass nur über Versöhnung Möglichkeiten des Zusammenlebens vorstellbar sind. Krieg erzeugt Krieg, Hass gebiert Hass.

Meine Überschrift stammt aus der Luther-Bibel und eröffnet im kompletten Text ein wenig Hoffnung:

Auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Joh. 16/22

Wir sollten uns mit allen Religionsgemeinschaften zu dem Ziel vereinigen, dass alle in ihren Texten wie  Koran und Bibel vorantragen: Friede den Menschen auf Erden!

Manfred Hill – Ehrenvorsitzender-

am 13. Oktober 2023

Beitragsbild: 2021 feierten wir "Jüdisches Leben in Deutschland" mit mehreren Konzerten in NRW. Siehe hier das Logo dieser überregionalen Veranstaltung. Wenn jetzt wieder jüdisches Leben in Gefahr gerät ist es unsere Pflicht die Versprechen einzulösen, die wir politisch vor uns hertragen. Das ist die Pflicht jedes einzelnen Bürgers in unserem Land.