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Goldenes Chorjubiläum von Angelika Liedhegener

Zum goldenen Chorjubiläum von Angelika Liedhegener: Der Musikverein feiert eine Altistin und einen Tenor in einer Person

Würdigung einer mehr als 50 Jahre währenden Zeit als aktive Sängerin im Chor des Städtischen Musikvereins. Spät aber umso ausführlicher berichtet der Beitrag „Zum goldenen Chorjubiläum“ über Angelika Liedhegener und ihre bald 53 Musikvereinsjahre!

Die während der Pandemie erzwungene „Sozialdiät“ hat vor allem dort für Verschlankung gesorgt, wo man sie weder haben wollte noch (v)ertragen konnte: So auch im Kulturbereich, und dort vor allem in unserem Genre, dem „gemeinschaftlichen chorischen Singen“. So manche der Strapazen, der selbst bei vorsichtiger Öffnung testgesäumten Versuche, die Probenräume oder gar Konzertbühnen maskiert und in sangesfeindlichem Abstand zurückzuerobern befinden sich inzwischen - auch gefeiert durch eifriges Musizieren - auf dem Weg in den Nebel des Vergessens.

2020

Angelika Liedhegener, die bereits mit Anfang Zwanzig ihren Weg zum Städtischen Musikverein fand, konnte ihr „Halbes Jahrhundert“ der Mitgliedschaft ein Jahr verspätet im viermal so alten Konzertchor der Landeshauptstadt bei dessen Mitgliederversammlung 2020 feiern, natürlich mit den besten und von allen Anwesenden herzlich geteilten Glückwünschen der neuen und alten Vorsitzenden Stefan Schwartze und Manfred Hill und einem opulenten „Strüssken“. Aber das eigentliche Chorgefühl stellte sich - auch im großen Konzertsaal der Tonhalle, der pandemiebedingt für das Treffen herhalten musste, - nicht ein. Hinzu kam, dass das Medium, in dem der Musikverein seine zu Ehrenmitgliedern ernannten Jubilare feierte, gerade dabei war, von einer noch im Entstehen begriffenen online-Variante abgelöst zu werden, die Jubilarin also nicht mehr „analog“ und noch nicht „digital“ gefeiert werden konnte. PECH auf der ganzen Linie, das sich jetzt vielleicht unverhofft in ein GLÜCK verwandelte. Denn wer kann schon für sich in Anspruch nehmen, dass gleich zwei Laudatoren eine Würdigung vorbereitet hatten und sich eigentlich um die Ehre, Angelika zu ehren, streiten müssten. (Bild 1)

Die beiden alten - mehr als 20 und 40 Jahre später in den Musikverein eingetretenen - NC-Redakteure machten sich einfach daran, ihre gemeinsamen Erinnerungen zu teilen und damit die der Jubilarin zustehenden ehrenden Gedanken zu verdoppeln. Verdient hat es die Altistin - pardon Tenor(ina) oder heißt es Tenöse oder Tenorette? - auf jeden Fall.

Womit wir gleich bei einer Besonderheit der Jubilarin wären. Zu Hause ist sie bei den Alti, und in-nerhalb dieser Stimmgruppe gehört sie zu den sich in der Tiefe wohlfühlenden Sängerinnen. Wenn die Komponisten hingegen den Alt bis in die höheren Bereiche des Mezzo-Sopranes zwangen (wir Bass-Männerstimmen kennen diese tenorale Herausforderung in Beethovens IX. gut), dann wünschte sich die Dame in die Lage der Herrenstimmen. Als der Kölner GMD James Conlon einst einen prägnanten ff-Tenoreinsatz wegen der angestrebten Klangfarbe durch Alti verstärken ließ, wurde bei Angelika dieser Wunsch in ähnlichen Situationen zur Obsession. Auch der neue Chordirektor Prof. Dennis Hansel-Dinar versteht den vorsichtig geäußerten Wunsch der erfahrenen Sängerin und stimmte einer stückeabhängigen Versetzung in die Tenorgruppe gerne zu. Und so kam es, dass das Foto unserer Sangesschwester Angelika in Smoking und Fliege keine Verkleidung ist.

Die Tenorkollegen freuen sich über die stimmsichere Verstärkung und schätzen die Dame(n) an ihrer Seite sehr, denn zwischendurch gab es mit Friederike Betz auch eine zweite Teilzeit-„Tenorina“, die allerdings als Stimmvertreterin des Sopran noch mehr Oktavendistanz zu bewältigen hatte.

1969

Die Erfahrung, sehr nervös und mit vermutlich zitternder Stimme zum Vorsingen anzutreten und auf Aufnahme in den so ehrfurchtsvoll betrachteten Chor zu hoffen, hatte Angelika Liedhegener vor mehr als fünf Jahrzehnten. Die Ur-Düsseldorferin aus Gerresheim hatte den Chor oft bei den Abo-Konzerten in der Rheinhalle erlebt und wäre sogar die vielleicht einzige und erste junge Dame gewesen, die als Teenagerin um Mitgliedschaft ersucht hätte. Ihre Mutter aber war zu besorgt, um der Tochter die alleinigen abendlichen „Ausflüge“ zu Proben gestatten zu können, und so ging für die Schülerin der Fachoberschule erst 1969 der Wunsch in Erfüllung.