Claudio Abbado ist tot.
Mit Abbado (geb.: 26. Juni 1933) verliert die Musikwelt einen der stillen Revolutionäre der internationalen Musikszene.
Abbado, der trotz seiner persönlichen Zurückhaltung immer schon eine starke Medienpräsenz hatte, war in den Bereichen Konzert wie Oper eine anerkannte Musikerpersönlichkeit, der sich nicht scheute, selbst die "heißesten Eisen" der Musikwelt anzufassen: die Wiener Staatsoper, die Mailänder Scala, die Berliner Philharmoniker. Als Nachfolger Herbert von Karajans wurde er 1989 Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Er verstand es, die damals auch außermusikalisch aufgewühlte Philharmoniker-Landschaft in ruhige Bahnen zurück zu führen, wobei er sowohl äußerst innovative Themen-Konzepte als auch einen ausgesprochenen Hang zu großen Chor-Orchesterwerkenen in die Tat umsetzte. Schönbergs Gurre-Lieder mögen hier genauso exemplarisch genannt sein wie Mahlers 8. Symphonie, Schumanns Faust-Szenen oder konzertante Aufführungen von Wagners Parsifal. Es war somit kein Wunder, dass anläßlich eines Düsseldorf-Gastspiels mit dem LSO (9. Mahler) der damalige Chordirektor des Städtischen Musikvereins, Prof. Hartmut Schmidt, Claudio Abbado seine Aufwartung machte, nicht ohne ihm die soeben erschienene LP-Version von Schumanns Orchester-Chor-Balladen zu überreichen. (siehe Bild) Leider ist es zu einer bereits angedachten Zusammenarbeit zwischen Abbado und dem Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf nicht gekommen, wenn auch der Maestro großes Interesse an dem teilweise seinerzeit schon recht ausgefallenem "Programm" des Chores zeigte.
Auch, wenn Claudio Abbado -im Gegensatz zu seinem Vorgänger wie Nachfolger- zu den äußerlich ruhigeren Vertretern der Riege allererster internationaler Dirigenten zählte, hat er doch deutliche Spuren hinterlassen und sich, vielleicht sogar dadurch, eine beachtliche Anhängerschaft bei Musikern wie Publikum geschaffen. Seine Konzerte in Berlin waren und blieben Höhepunkte der jeweiligen Spielzeit.
Man wird ihn vermissen!
Rainer Großimlinghaus
20.01.2014 - 14.00 Uhr
Bild: Claudio Abbado und Prof. Hartmut Schmidt