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„Auferstehn – ja auferstehn“ = Auferstanden

Intendant Michael Becker bei sei8ner Rede nach dem Konzert im Grünen Gewölbe der Tonhalle Düsseldorf

Kommentar eines glücklichen Ehrenvorsitzenden:

Der 31. Oktober 2021 wird ganz sicher in die große Geschichte des Städtischen Musikvereins als Hoffnungs- und Wendepunkt eingehen. Die unsere ganze Gesellschaft beherrschende Pandemie hat natürlich auch den Konzertchor des Musikvereins in große Schwierigkeiten gebracht, wie dies mit allen Chören geschehen ist.

Am 7.3.2020 fand die letzte Probe in Präsenz des Musikvereins statt. Ab dann Lock-Down, proben in digitalen Formaten, Open-Air-Proben als Versuch unter dem Dach des Haupteingangs  der Tonhalle und viele andere Dinge mehr, die vor allen Dingen dem Erhalt des Zusammengehörigkeitsgefühls dienten.

Am 16.5.2020 verwies Tonhallenintendant Michael Becker den Leiter der Kölner Akademie, Michael Alexander Willens, an mich wegen einer Konzertanfrage. Hintergrund der Anfrage war ein von Herrn Willens angedachtes Konzertprojekt unter der Überschrift "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland".  Willens Plan sah im Mai 2020 wie folgt aus: Aufführung des Oratoriums "Saul" von Ferdinand Hiller an vier bis fünf Konzertorten in NRW. Ich stimmte sofort zu und bekam auch die Zustimmung des damaligen Vorstandes unverzüglich. Herr Willens dachte terminlich an Ende Oktober 2020. Sehr schnell wurde uns bewusst, dass ein solch ambitionierter Zeitplan unter Pandemie-Bedingungen nicht zu realisieren sei. Hinzu kam, dass wir zu diesem Zeitpunkt eine neue Chorleitung suchten und Stefan Schwartze als designierter neuer Vorsitzender im Gespräch war. Mit Michael Alexander Willens wurde dann das Projekt einvernehmlich auf den Oktober 2021 verschoben. Im Musikverein konnten wir den Wechsel im Vorsitz am 26.6.2020 realisieren, konnten Prof. Dennis Hansel-Dinar als Chordirektor, mit dem sehr positiven Votum der Sängerinnen und Sänger und dem Segen von Adam Fischer, verpflichten und konnten dem Chor unsere neue Datenbank vorstellen. Noch lange vor der Mitgliederversammlung übergab ich Stefan Schwartze, der zu diesem Zeitpunkt Schriftführer des Musikvereins war, das Projekt "Saul" wohlwissend, dass die Realisierung in einer Zeit liegen wird in der ich nicht mehr in der ersten Reihe der verantwortlichen des Musikvereins stehen werde. Die Mitgliederversammlung ernannte mich auf Antrag des Vorstandes zum Ehrenvorsitzenden mit dem Aufgabenbereich "SingPause-Düsseldorf" und ich durfte für mich beruhigt feststellen, dass ich doch wohl offensichtlich " mein Feld bestellen" konnte.

Aber da gab es ja noch die Pandemie: Stefan Schwartze nahm die Dinge beherzt in die Hand, musste in vielen Dingen Umdenkungsprozesse im Chor anstoßen und auch unbeliebte Entscheidungen treffen. Seltsam geteilte Mitsingkonstellationen in digitaler Form entstanden, Gruppen mussten sich digital zusammenfinden und all dies musste eine Organisationsform finden. Der Blick auf die sich pausenlos ändernden Corona-Verordnungen wurde für den Vorsitzenden zum Alltag und erforderte immer wieder neue Organisationsstrukturen. Prof. Dennis Hansel-Dinar war gerade in diesem Moment der ideale professionelle musikalische Partner, der in bewundernswerter Weise die zu Hause vor Bildschirmen sitzenden verzweifelten Sängerinnen und Sänger immer wieder ermutigen und stützen konnte. Es entstand eine kongeniale Zusammenarbeit zwischen der künstlerischen Leitung, dem Management und den aktiven Sängerinnen und Sängern. Ein weiterer Glücksfall war eingetreten.

Bei der dann im jetzigen Oktober realisierten Konzertserie standen ca. 60 Sängerinnen und Sänger auf dem Chorpodium, die sich allesamt ganz sicher immer wieder "auf die Schulter klopften", dass sie diese Zeit mit enormen Durchhaltevermögen bei Zoom und Team und anderen digitalen Versuchen überstanden haben. Jede und jeder einzelne kann und darf Stolz auf das Ergebnis sein.

Saul von Ferdinand Hiller im Konzerthaus Dortmund

Die Konzertserie fand an folgenden Konzertorten statt:

  • Freitag, der 22. Oktober in der Kreuzeskirche, Kreuzeskirchstr. 1 in 45127 Essen. Der Konzertbeginn ist um 19:30 Uhr.
  • Samstag, der 23. Oktober in der Salvatorkirche, Burgplatz 19 in 47051 Duisburg. Der Konzertbeginn ist um 19:00 Uhr.
  • Sonntag, der 24. Oktober in der Trinitatiskirche, Filzengraben 4 - 6 in 50676 Köln. Der Konzertbeginn ist um 17:00 Uhr.
  • Samstag, der 30. Oktober im Konzerthaus Dortmund in der Brueckstr. 21 in 44135 Dortmund. Der Konzertbeginn ist um 19:00 Uhr.
  • Sonntag, der 31. Oktober in der Tonhalle, Ehrenhof 1 in 40479 Düsseldorf. Der Konzertbeginn ist um 18:00 Uhr.

Die beiden letzten Konzerte im Konzerthaus in Dortmund und in der Tonhalle Düsseldorf durfte ich als Zuhörer erleben. Wie berichtet wurde war der Zuspruch der Zuhörerinnen und Zuhörer mangels Werbung in den ersten vier Konzertorten enttäuschend. In der Tonhalle jedoch, am gestrigen Abend, war dann der Abschluss der Konzertserie auch das erhoffte Konzerterlebnis mit einem sehr guten Zuspruch der Zuhörerinnen und Zuhörer. Ein klassisch romantisches Oratorium mit immerhin zweieinhalb Stunden Musik, vielen Solisten und einem ständig präsenten Chor war für die heutige Zeit, die ja zunehmend von einer gewissen "Häppchen-Kultur" geprägt ist, schon eine Herausforderung. Es wurde in folgender Besetzung gespielt:

Ferdinand Hiller: Saul op. 80

Thilo Dahlmann - Saul
Andreas Post - David
Thomas Bonni - Samuel
Hanna Herfurtner - Michael
Elvira Brill - Hexe
Klaus Walter - Jonathan
Martin Lukas - Ein Diener, ein Bote Sauls

Kölner Akademie
Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf (Einstudierung: Prof. Dennis Hansel-Dinar)
Leitung: Michael Alexander Willens

Hiller, Ferdinand (1811 - 1885)
Hiller als Dirigent bei einer Orchesterprobe
Lithografie von Christian Reimers, um 1850
Stadtarchiv Bonn

An allen Aufführungsorten gab es viel Beifall für alle Akteure, in Düsseldorfs Tonhalle durften sich die Musiker und Sängerinnen und Sänger über Standing-Ovations freuen und man konnte den Gesichtern im Chor das Glück und die Zufriedenheit über die so überaus positive Publikumsreaktion ansehen. Nach fast zwei Jahren wieder vor Publikum zu stehen und eine solch überwältigend positive Reaktion zu erfahren ließ ganz sicher all die viele und vor allen Dingen die außerordentlich ungewöhnliche Arbeit unter Pandemiebedingungen vergessen lassen.

Ich enthalte mich jeglicher musikalischer Wertung und überlasse dies der professionellen Kritik, will aber hier nur feststellen, dass die Zuhörerschaft einen enorm präsenten Chor erlebte, der dramatische und innige Momente herstellen konnte. Die Gemeinschaft der Sängerinnen und Sänger fand sich nach bald zweijährigem Singverbot wieder zu einer verschworenen Chorgemeinschaft zusammen, die innig mit dem Chordirektor Prof. Hansel-Dinar verbunden ist und dessen Anforderungen in besonders gelungener Weise umsetzte.

Ein großes Lob und ein großer Dank an die Intendanz der Tonhalle Düsseldorf darf nicht fehlen. Intendant Michael Becker hat sich für die Realisierung eingesetzt, die Tonhalle hat ein wunderbares Programmheft erstellt und auch für Publikum gesorgt. Nach dem Konzert lud die Tonhalle alle Akteure und auch die Gäste des Musikvereins zu einem Umtrunk in das Grüne Gewölbe der Tonhalle ein. Michael Becker fand sehr wertschätzende Worte für Michael Alexander Willens und sein Orchester und für die Solisten. In besonderer Weise lobte er den Musikverein und brachte seine Freude zum Ausdruck, dass der Musikverein mit einem sehr guten musikalischen Ergebnis wieder in seiner Heimstatt auf dem Podium stand.

An all diesen Momenten macht sich fest, warum ich nach 54jähriger sängerischen Tätigkeit im Musikverein in meiner Überschrift die Worte "Auferstanden" und "Glücklich" verwende.

Mit allen guten Wünschen an alle Sängerinnen und Sänger und alle Verantwortlichen im Chor des Städtischen Musikvereins bin ich

Ihr/Euer

Manfred Hill

-Ehrenvorsitzender-

am 1. 11. 2021 - 21.00 Uhr