Nachdem ich Lady Molly Marriner mein persönliches und das Beileid des Städtischen Musikvereins ausgesprochen hatte erhalte ich nun folgende Nachricht auf einer schönen Karte zusammen mit dem Programmheft zur Trauerfeier zu Ehren von Sir Neville in St. Martins in the Fields:
"Lieber Herr und Frau Hill.
Ich habe mir gedacht, sie würden gerne etwas von der Feier sehen, die wir für Neville in St. Martins hatten – die Kirchenglocken läuteten über dem Trafalgar Square, das Orchester spielte – ohne Dirigent – wundervoll, insbesondere das Mendelssohn Oktett, das ich ausgesucht hatte, und wir waren so positiv wie wir nur sein konnten, denn genau so war er auch immer.
Seien Sie nicht zu traurig, obwohl auch ich mich so auf Mozarts c-moll Messe gefreut hatte – aber er war so glücklich, dass er auch mit 92 Jahren noch arbeiten konnte, aber er hatte sich auch eingestanden, dass er das Reisen nicht mehr mochte, die Größe der Flughäfen, seltsame Hotels, in Restaurants essen. Er spielte Tennis im Sommer, seine letzte Aufführung waren die letzten drei Mozart Symphonien – er ging einfach auf der Höhe seines Erfolges, ohne ein Zeichen des Verfalls, ein erfüllter Mensch.
Ihre Molly Marriner."
Beitragsbild: Lady Molly Marriner (l.) zusammen mit der Leiterin des Heinrich-Heine-Instituts, Frau Dr. Brenner-Wilczek, bei einem Besuch des Heine-Museums und der Schumann-Gedenkstätte (im Bild).