Galerie
Gedenken an Prof. Hartmut Schmidt:

Gedenken an Prof. Hartmut Schmidt:
In einer bewegenden Gedenkfeier verabschiedeten sich viele Menschen in der vollbesetzten Matthäikirche von Prof. Hartmut Schmidt. Der Vorsitzende des Musikvereins, Manfred Hill, erinnerte in seiner Rede zum Gedenken an Hartmut Schmidt an den großen Chorleiter und Lehrer, aber auch an den außergewöhnlichen und humorvollen Menschen. Der Leser findet die Rede von Manfred Hill und das Programm der Gedenkfeier nachfolgend:

Liebe Familie Schmidt,
verehrte Pfarrerin Taschner,
liebe Gäste und Freunde von Hartmut Schmidt,

als Hartmut Schmidt 1964/65 seine Arbeit als Chordirektor des Musikver-eins begann trat ich in den Musikverein ein und hatte das große Glück, ihn und seine Arbeit mit dem Chor über die gesamte Strecke der 30 Jahre seines Wirkens begleiten zu dürfen. In dieser Zeit wurde er mir zum väterlichen Freund und zum Wegbegleiter meines musikalischen Lebens im Städt. Musikverein. 20 Jahre seiner Tätigkeit durfte ich mit ihm im Vorstand zusammenarbeiten.

In den 30 Jahren unter Hartmut Schmidts Chorleitung führte der Städt. Musikverein fast alle Werke der klassischen Chorliteratur auf, wie z. B. die Werke von Bach, Händel, Mozart, Beethoven, Mahler, Bruckner und Ver-di. Auch große Werke des 20. Jahrhunderts gelangten unter seiner Einstu-dierung zu erfolgreicher Aufführung. Fast 500 Konzerte gab der Musikver-ein in der Amtszeit von Hartmut Schmidt. Hierunter waren 34 Erstauffüh-rungen und 2 Uraufführungen. 116 Konzertreisen in alle Musikzentren Deutschlands und Europas und darüber hinaus auch nach New York und Jerusalem fanden unter seiner künstlerischen Leitung statt. Für 16, teilweise international ausgezeichnete Schallplatteneinspielungen bei EMI, Decca und Universal zeichnete er verantwortlich. Seine kongeniale Zusammenarbeit mit großen Dirigentenpersönlichkeiten unserer Zeit, wie Wolfgang Sawallisch, Lorin Maazel, Riccardo Chailly, Bernhard Haitink, John Elliott Gardiner, Rafael Frühbeck de Burgos, Bernhard Klee, James Conlon und viele andere ist Legende.

Schon im ersten Jahr seines Wirkens für den Chor spielte ein Werk eine wichtige Rolle, das ihn in seinem Musikvereinsleben fortan begleiten wird: Felix Mendelssohn Bartholdys ELIAS. Am 25.6.1966 leitete Hartmut Schmidt in Belgiens ältester Basilika, in Tongeren, dieses Oratorium mit Peter van der Bilt als Elias. Am 3.7.1984 durfte er auf der Bühne des Natio-naltheaters in München den Beifall eines begeisterten Publikums entgegen-nehmen, am Pult des Bayerischen Staatsorchester Wolfgang Sawallisch, Elias war Dietrich Fischer-Dieskau. Am 22.11.1989 feierte der Chor des Musikvereins seinen Chordirektor zum 25jährigen Jubiläum mit einem E-lias-Festkonzert in der Tonhalle Düsseldorf mit den Düsseldorfer Sympho-nikern. Dieses Mal sang sein Sohn Andreas den ELIAS. 1996 durfte Hart-mut Schmidt erleben, dass sein Chor, den er 1995 an Prof. Raimund Wip-permann übergeben hatte, den ELIAS auf CD unter James Conlon einspiel-te und auch hier sang Andreas Schmidt den Elias.

So ist es mir nun eine große Freude mitteilen zu können, dass die in der nächsten Woche im 1. Symphoniekonzert des Jahres 2007 stattfindende Elias-Aufführung ein Gedenkkonzert für Prof. Hartmut Schmidt sein wird. Hierfür danke ich der Intendantin der Tonhalle, Vera van Hazebruck, GMD John Fiore und den Düsseldorfer Symphonikern.

Hartmut Schmidts Wirken im Musikverein war geprägt von gewissenhafter und verantwortungsvoller Arbeit. Sage ich Arbeit, so meine ich auch Ver-gnügen, aber auch Aufregung, Anspannung und tiefe Sorge um die optimale Fertigstellung einer Konzertvorbereitung. Dies wurde mir immer wieder besonders bewusst auf den zahlreichen gemeinsamen Fahrten in meinem Auto zu Konzertreisen z.B. nach Amsterdam, Antwerpen, Brüssel, Paris aber auch nach Hamburg, Frankfurt und Berlin. Oftmals erlebte ich dabei, wie viele Gedanken er sich noch bis kurz vor der Aufführung um eine optimale Einstudierung machte. Wie oft arbeitete Hartmut Schmidt noch bis zur Ankunft daran, den Chor beim Einsingen auf das aufzuführende Werk einzustimmen.

Wenn ich in meinem Nachruf zum Tode von Hartmut Schmidt von der Probenarbeit sprach und dort erwähnte, „dass der Weg oftmals für die Sängerinnen und Sänger das Ziel war und dieser Weg ein unvergessliches Erlebnis darstellte“ so wird mir das jeder sofort bestätigen, der es erleben durfte.

Bei allem Verantwortungsbewusstsein, allem Ernst und aller Ehrfurcht, die Hartmut Schmidt der Musik entgegenbrachte und die zum Maßstab jeder Probe wurde, blitzte immer wieder sein vom rheinischen Humor geprägtes Wesen auf. So habe ich z. B. selten einen Menschen mit größerer innerer Freude Tünnes und Schäl–Witze erzählen hören. Seine rheinische Wesensart erfreute uns oftmals, auch wenn deutliche Kritik, liebevoll verpackt zu spüren war.

Lassen Sie mich Ihnen einige Originalzitate aus unserer Probenarbeit ge-ben und ich bin sicher, dass Sie, die ihn gekannt haben, sich schmunzelnd erinnern:

- Zum sauberen Singen:

- Das erste A würde ich mir an Ihrer Stelle in die Kochkiste tun...
- Singen Sie in dieser Probe doch einmal alles einfach zu hoch
- Vierteltöne brauchen Sie nun wirklich nicht zu singen, singen Sie einfach richtige Halbtöne
- Der Ton war nicht ganz richtig, aber gut gemeint.
- Wenn Sie schon von woanders kommen, kommen sie doch auch mal von oben.

- Zur Singkultur und zur Disziplin:

- Der Chor ist nicht zu groß, nur zu laut
- Sie brauchen jetzt nicht zu bellen, nur weil da „bella premunt“ steht.
- Einiges konnte man ohne größere Schwierigkeiten wiedererkennen.
- Sie machen nicht nur einen dicken Fettfleck, sondern rutschen auch noch darauf aus.....
- Wir sind hier in einer Studierprobe und betreiben keineswegs musikali-sches Bodybuilding.
- Das Gute hat sich schließlich durchgesetzt, aber es dauerte mal wieder viel zu lange
- „Ich habe Herrn Klee bereits mitgeteilt, dass wir an dieser Stelle mit Überzeugung so tun werden, als ob wir sie beherrschten“.
(20.9.96/ La Transfiguration, 20-stimmige Vocalise in Satz XII).
- Bitte die Türe jetzt schließen, sonst meint jeder, er komme noch rechtzeitig....
- Es gibt unter Ihnen einige Kultivateure des Buchstabens ‚s’ – sie pflegen und begießen ihn den ganzen Tag, damit es recht lange dauert. Geh’n Sie doch mal mit der Schere dran.
- Jeder für sich mag das wohl richtig gesungen haben, im Chor ist es damit aber so eine Sache

Soweit die Originalzitate.

Wenn wir uns heute zum Gedenken an Hartmut Schmidt zusammengefunden haben, denken wir an einen von uns allen hochgeschätzten Menschen, einen großen Musiker, einen wunderbaren Lehrer und einen begnadeten Chorleiter, der uns allen unvergessen bleibt.

In der bald 200jährigen Geschichte des Städt. Musikvereins, die auch Mu-sikgeschichte der Stadt Düsseldorf ist, nimmt Hartmut Schmidt einen her-ausragenden Platz ein. In dieser Geschichte sind die 30 Jahre seines Wir-kens schon heute als musikalische Glanzzeit des Chores unverrückbar ver-ankert.

Die, die ihn gekannt und erlebt haben, werden ihn nicht vergessen, ich sowieso nicht.

Ich danke Ihnen!
Manfred Hill am 6. 1. 2007 in Mathäi-Düsseldorf

Programm der Gedenkfeier:

Gedenkkonzert für Prof. Hartmut Schmidt
- geboren am 13. Mai 1930 - - gestorben am 22. Juni 2006

- Matthäikirche Düsseldorf - - 6. Januar 2007, 19:00 Uhr

Programmablauf

- Erster Satz aus dem „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms
- Rede Pfarrerin Taschner von Matthäi als Vertreterin der Gemeinde
- „Ich bin ein rechter Weinstock“ aus der geistlichen Chormusik 1684 von H.Schütz
- „Ich liege und schlafe“ aus den Kleinen Geistlichen Konzerten von H.Schütz
- Rede Friedrich Lohmann als Vertreter der Niederrheinischen Chorgemeinschaft
- Präludium und Fuge f-moll von J. S .Bach
- Auszüge aus “Jesu meine Freude” von J .S .Bach
- Rede Manfred Hill als Vertreter des Städtischen Musikvereins
- „Richte mich Gott“ von F. Mendelssohn-Bartholdy
- „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras“ von S. Reda
- „Sollt ich meinem Gott nicht singen“ von H. Schmidt
- „Nunc dimittis“ von Jon Bailey
- Rede Andreas Schmidt als Vertreter der Familie
- Letzter Satz aus dem „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms

Ausführende:

Mitglieder
- der Kantorei an Matthäi,
- der Niederrheinischen Chorgemeinschaft
- des Städt. Musikverein zu Düsseldorf
- des Robert-Schumann Kammerorchesters

- Almut Rößler, Orgel
- Christiane Schepping, Cello
- Karlfried Haas, Continuo
- Jon Bailey, Leitung
- Andreas Schmidt, Bariton und Leitung