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12.9.2023: Ehrung am Denkmal von Robert und Clara Schumann

Begrüßung am Denkmal:

Am 12.9. fand sich eine kleine Gruppe Schumannfreundinnen und -freunde kurz vor 11.00 Uhr am Denkmal ein und sahen schon von weitem das Gesteck in Form zweier Eheringe, geschmückt mit Rosen in den Farben Rot und Weiß. Manfred Hill begrüßte die Gäste und erläuterte die bereits in der vorgenannten Einladung dargestellte Besonderheit des Doppeldenkmals. Besondere Freude brachte er darüber zum Ausdruck, dass Düsseldorfs Bürgermeister Josef Hinkel, aber auch die Direktorin des Heinrich-Heine-Instituts, Frau Dr. Sabine Brenner-Wilczek, zur kleinen Ehrung gekommen waren. Ein weiteres herzliches Willkommen galt der Familie Aengevelt. Ohne Dr. Wulf Aengevelt, dem Kunstgießer Karl-Heinz Schmäke und Prof. Markus Lüpertz könnten wir uns nicht dieses Denkmals erfreuen. Manfred Hill brachte auch seine Freude darüber zum Ausdruck, dass Düsseldorf nicht nur ein Denkmal für das Künstlerpaar vorweisen kann, sondern dass mit der nahenden Eröffnung des Schumannhauses Düsseldorf ein großes Ereignis bevorsteht. In diesem Zusammenhang würdigte er auch die Anwesenheit des Sprechers des Fördervereins Schumannhaus, Herrn Dr. Edgar Jannott, der mit seiner lieben Frau Ingrid Jannott, zum Denkmal gekommen war.

Nach dieser Begrüßung gab Manfred Hill das Wort an Frau Dr. Irmgard Knechtges-Obrecht. Frau Dr. Knechtges-Obrecht hat die Clara-Schumann-Initiative Düsseldorf gegründet und ist eine ausgewiesene Schumann-Expertin von hohem Rang. Hill und Knechtges-Obrecht hatten die Idee zu dieser Ehrung nach dem Motto "Wenn es schon ein Denkmal von einem solch bedeutendem Künstlerehepaar gibt, sollte man dies an seinem Hochzeitstag feiern". Frau Dr. Knechtges-Obrecht übernahm dann auch den Part, den Anwesenden die Hintergründe zur Feier dieses besonderen Hochzeitstages zu erläutern. Sicher haben nur wenige Ehepaare solch große Hürden überwinden müssen. Lesen Sie die Geschichte hierzu in der nachfolgend abgedruckten Rede von Frau Dr. Knechtges-Obrecht:

Rede von Frau Dr. Knechtges-Obrecht zum Hochzeitstag:

Herzlichen Dank, lieber Herr Hill, für Ihre freundliche Begrüßung sowie für Ihr großes Engagement zu Gunsten der Schumanns und die tolle Organisation unserer heutigen Feierstunde!

Meine sehr verehrten Damen und Herren, hören Sie den Jubel einer Zwanzig­jährigen anno 1840: „Unser Prozeß ist nun ganz beendigt, der Vater hat nicht apellirt. Ich kann das Glück gar nicht fassen!“ 

Natürlich handelt es sich um eine prominente Zwanzigjährige, nämlich Clara Wieck in Leipzig, die damit ihre Freude darüber ausdrückt, dass die Genehmi­gung zur Eheschließung mit ihrem geliebten Robert durch das Gericht erteilt wurde und ihr Vater Friedrich Wieck endlich keinen Widerspruch mehr eingelegt hat. Auch Robert Schumann fällt ein Stein vom Herzen. Das jahrelange Drama um die Heirat ist beendet, nun kann er die erforderlichen amtlichen Schritte ein­leiten und das Aufgebot bestellen.

Dr. Wulff Aengevelt, Dr. Irmgard Knechtges-Obrecht und Manfred Hill zu Beginn der kleinen Feier

Aber was ist dem nicht alles vorausgegangen… Sie kennen diese unendliche und fürchterliche Geschichte, die wir hier nicht aufrollen wollen. Aber einige wesentliche Punkte möchte ich doch noch einmal hervorheben.

Drei Jahre zuvor, im August 1837 haben Clara und Robert sich verlobt und Ringe ausgetauscht. Im Monat darauf, an Claras 18. Geburtstag, will Robert bei Vater Wieck um ihre Hand anhalten. Dazu wird ein förmlicher schriftlicher Hei­ratsantrag aufgesetzt. Clara hat sich entschieden für den Mann, den sie liebt, gleichzeitig aber gegen ihren Vater, was sie noch nicht weiß. Sie ahnt ja nicht, welche schweren, nervenaufreibenden Kämpfe ihr bevorstehen. Sie ist einfach überglücklich und freut sich auf die bevorstehende Hochzeit.

Dann kommt der 18. Geburtstag. Alles ist bestens vorbereitet. Clara ist sicher, dass ihr Vater Roberts gut formulierten Antrag annehmen wird. Robert bittet in wohlgesetzten Worten um Claras Hand. Natürlich fügt er eine Aufstellung seiner Einkünfte und Vermögensverhältnisse bei, die sich zu dem Zeitpunkt durchaus schon sehen lassen können. Doch Robert beißt bei Vater Wieck auf Granit. Der will seine Tochter um keinen Preis und an niemanden hergeben.

Roberts Unterhaltung mit Claras Vater verläuft fürchterlich. Er ist entsetzt über Wiecks Kälte, Boshaftigkeit und die widersprüchliche Verworrenheit von dessen Gedanken. Und Robert meint, Wieck habe eine neue Art zu vernichten erfun­den: Er stoße einem das Messer mit dem Griff ins Herz. Clara ist bis ins Mark getroffen. Vor allem als sie erfährt, welche Lügen ihr Vater über sie verbreitet. Als leichtsinniges Mädchen stellt er sie hin, das sich jedem überlässt. Und Robert bezeichnet er als einen Auswurf der gesamten Menschheit.

Die Liebenden können nur heimlich unzählige Briefe wechseln und sich ebenso heimlich äußerst selten treffen, zumal Wieck geäußert hat, dass er Robert erschießen würde, sollte sich dieser seiner Tochter noch einmal nähern.

Es kommt zu einem mehrjährigen Eheprozess. Neben dem Leipziger Appellati­onsgericht muss schließlich noch die nächsthöhere Instanz, das Oberappellati­onsgericht in Dresden, eingeschaltet werden. Alles, um Wiecks Einwilligung per Gerichtsbeschluss zu ersetzen, was nach damals geltendem sächsischen Recht erforderlich ist.

Ein Jahr vor der Hochzeit verstößt Wieck seine Tochter ganz, lässt sie nicht mehr in sein Haus und verweigert die Herausgabe ihrer Besitzschaften. Robert unterstützt Clara nun finanziell, bezahlt für ihre Lebenshaltung, Konzertkleider und andere notwendige Anschaffungen. Auch der Berliner Familie von Claras Mutter, die sich schon frühzeitig von Wieck scheiden ließ, hilft Robert mehrfach.

Wiecks Intrigen werden immer abscheulicher. Selbst vor anonym an Clara gesandten, jedoch von ihm persönlich diktierten Briefen schreckt er nicht zurück. Seine Angriffe gegen Robert nehmen ungeheuerliche Ausmaße an, dass er ihn als schweren Alkoholiker bezeichnet, ist dabei noch am harmlosesten.

Endlich, heute vor 183 Jahren, am 12. September 1840, einen Tag vor Claras einundzwanzigstem Geburtstag, findet die qualvoll erkämpfte und heiß ersehnte Hochzeit statt, in der kleinen evangelisch-lutherischen Gedächtniskirche in Schönefeld bei Leipzig. Roberts Zwickauer Schul- und Jugendfreund Pastor Wildenhahn vollzieht die Trauung und spricht laut Claras Beschreibung eine kur­ze, einfache, aber von Herz zu Herzen gehende Rede. Wie von den Brautleuten gewünscht, bleibt man im kleinsten Kreis. Sie haben niemanden eingeladen oder über Ort und Termin informiert. Es ist ein schöner Tag, und Clara erinnert sich, dass die Sonne, die sich seit vielen Tagen versteckt hatte, am Morgen ihre milden Strahlen auf das Brautpaar wirft, als wolle sie den Bund von oben herab segnen.

Das frischgebackene Ehepaar bezieht seine erste gemeinsame Wohnung in der Leipziger Inselstraße, wo sich seit vielen Jahren ein Museum befindet. In ihrer letzten gemeinsamen Wohnung in der Bilker Straße in Düsseldorf schließt sich der Kreis. Dort im Schumann-Haus Düsseldorf werden wir in Kürze ein großarti­ges Museum haben. Und hier auf dem Schumann-Denkmal am Ratinger Tor sehen wir Clara und Robert bei ihrem Hochzeitstanz!

Bilder: Dr. Rolf Obrecht (c)